… Spannend ist auch, was ich schon vor vielen Jahren mal gelesen habe: Handarbeiten haben immer viele verschiedene Bedeutungen gehabt. Man konnte in manchen Gegenden unterscheiden, ob die Trägerinnen katholisch oder evangelisch waren, z.B. geringelte (geflammte ) bunte Strümpfe trugen Katholikinnen, Protestanten in frommer Zurückhaltung nur helle Strümpfe mit einer kleinen Borte. Oder: Frauen strickten manchmal ein Haar in den Pullover oder die Weste für ihren Partner. Dem Haar wurde besondere Stärke zugesprochen. Oder: Die Aranmuster haben allesamt Bedeutung: Lebensbaum, Himmelsleiter… auch sie sind Wünsche, die man den Bestrickten mit auf den Weg gibt… Oder: Strümpfe hatten geheime Bedeutung: 1 Strumpf über dem Herd verkündete, dass die Hausfrau schwanger war. Oder: Man zog 2 verschiedene Strümpfe an, um die Hexen zu verwirren… Oder: In manchen Gegenden trug man in Zeiten der Trauer nur linke Maschen auf rechtem Grund. (Lit.: Alte Strickkunst von Irmgard Gierl) Zur Geburt meines Großneffen habe ich eine Patchworkdecke gefertigt aus Stoffen aus dem Haushalt seiner Mutter, seines Vaters , seiner Großmutter und seines Großvaters… Handarbeiten ist vielseitig und es gibt unendlich viele Geschichten, die in diese kreativen Dinge verwoben sind…
Maria Hagenschneider, Hamm
Ich lese gerade die Bücher von Rico und Oskar. Rico nennt sich selbst ‚tiefbegabt‘ und schreibt in seinem Tagebuch herrliche Lexikoneinträge: „Labyrinth: im ersten Labyrinth der Welt wohnte der Minotaurus, ein griechischer Stiermensch, der Jungfrauen und Jünglinge fraß. Also sozusagen eine Mischung aus schottischem Hochlandrind und Hannibal Lecter. Der Held Theseus machte ihn platt, was aber nur klappte, weil er den roten Faden seiner Geliebten Ariadne nicht verlor. Die Geschichte bedeutet, dass man ohne Wolle und ohne Liebe im Irrgarten des Lebens verloren is. Seitdem verschenken die Menschen zu Weihnachten gerne selbst gestrickte Pullis und Socken.“ (Steinhöfel, Andreas: „Rico, Oscar und der Diebstahlstein“, Hamburg 2011, S. 195)
Anne Keiner, Tecklenburg
von Prof. Dr. Ulrike Baumann
