Bei einer inklusiven „Wollwerkstatt“ in Bonn haben die Teilnehmer nicht nur gehäkelt, gestrickt, Kordeln gedreht oder Pompons gewickelt. Es gab auch eine Schreibwerkstatt mit der Düsseldorfer Künstlerin Sabine Lucke. Die meisten der folgenden Texte wurden auf naturfarbene Leinwand geschrieben oder gestempelt. Fotos von den Originalen finden Sie hier.
Menschen
Verstrickt
Verbunden
Verschieden
Verknüpft
(H.R.)
Babyjacke
MohairpulloverSchal
Socken
Schultertuch
Stulpen
Bettjäckchen
I
N
L
E
B
E
N
Dann würdest Du Dich
Wohlwollend äußern
Das ist alles …
Was ich gewollt habe
Aber …. Du wolltest
Ja nicht
(A.K.)
Das gemeinsame Handarbeiten erinnert mich an Aspekte meiner Kindheit.
Da haben wir alle zusammen gesessen bei uns im Hof.
Unsere Familie und die griechischen Familien, die ersten Gastarbeiter.
Da wurde gemeinsam das Essen vorbereitet und Handarbeit gemacht.
Das war einfach und selbstverständlich.
Es hat uns verbunden jenseits der Sprachbarriere,
die sich allmählich auflöste und keine mehr war.
Und wir saßen da mit drei Generationen zusammen. Manchmal sogar vier.
Gelebte Vielfalt.
Vermisste Zeiten.
„Wo kann ich heute anknüpfen und ähnliches erleben?“
Fragen für den Alltag.
hier glatt und da kraus,
mit eigenen Mustern und Maschen
mit eigenen Maßen,
mit Fehlern und mit Falten,
mit vielen Fertigkeiten und jeder Unfertigkeit,
So schräg und so schön,
so zäh und so zart,
grau manchmal, manchmal grell.
Passt schon!
Deine Farben dürfen nicht fehlen.
Wolle
Wolle hat mit dem Wort wollen zu tun. Viele Dinge kann man herstellen. Verschiedene Farben werden dabei miteinander kombiniert. Für den Umgang mit Wolle benötigt man Geschicklichkeit. Geschicklichkeit hat mit dem Wort Geschick zu tun.
Ein Mißgeschick ist ein Fehler. Dann können sich zum Beispiel Knoten bilden. Gott sei Dank kann man beim Weben immer wieder etwas rückgängig machen und so einen Fehler ausbügeln. Ich habe nie mit Textilien gearbeitet. Deshalb war der Anfang schwer. Aber wenn man viele Ideen hat, wird die Fantasie angeregt. Dies ist in unserem Alltag sehr wichtig. Es ist auch eine Alternative zum Zuhören. Die Gedanken bei jedem Menschen gehen andere Wege. Da kommt mir ein Lied in den Sinn:
Die Gedanken sind frei,
wer kann sie erraten,
sie ziehen vorbei
wie nächtliche Schatten,
kein Mensch kann sie wissen,
kein Jäger erschießen.
Es bleibet dabei.
Die Gedanken sind frei.
Dieses Lied hat noch andere Strophen. Diese ist mir in Erinnerung geblieben. Die Werke aus Wolle regen das Auge an. Schreiben regt das Denken an. Beides zusammen lässt sich miteinander verbinden. Es bleibt etwas in Erinnerung. Die Erinnerung ist in diesem Fall positiv. Die vielen Möglichkeiten mit Wolle erinnern mich daran, dass wir Menschen auf der Suche nach Vielfalt sind. Diese Vielfalt trägt dazu bei, dass sich unsere Welt immer weiter entwickeln kann. Entwicklung braucht Geduld. Geduld hat etwas mit wachsen zu tun. (…)
(Winfried Weyer)
Zelten und Pfadfinder
Zelten machten wir gemeinsam, damals vom Franz-Sales-Haus im Jahr 1984 in Hildesheim im Zeltlager. Da waren wir Mädchen und Jungs zusammen gefahren, mit Pfadfindern Bonifacius, aber in verschiedenen Zelten getrennt, Mädchen und Jungens, zuerst hatten wir gemeinsam die Jungens ein Zelt, sechs Jungens und sechs Mädchen und Betreuer auch, denn Zelten mit Pfadfinderschaft bedeutet Gemeinschaft zu anderen und Zusammenhalten.
Da gab es auch Frauen, die ein extra Zelt, ein Küchenzelt hatten, wo die für uns gekocht haben, außer wenn wir Lagerfeuer für Würstchen und Lagerfeuerbrot, das ist ein Brotteig, der wird eingerollt und auf einen Stab gewickelt, so dass man auch anfassen kann, und Folienkartoffeln. Und wir hatten auch Zeltkontrolle von den Betreuern, ob die Zelte sauber waren, und sauber gemacht waren. Wir hatten auch Duschen und WCs (beim Zelten war Vorraussetzung, wir waren abgehärtet vor kaltem Wasser und Plumsklo), weil in Zeltlageranlage es gab Plumsklo, aber getrennt, Damen und Herren, und die Duschen und Wasserbecken waren kaltes Wasser. Aber es war eine gute Erfahrung, weil wir in der Natur und Umgebung zurecht kamen, und hatten viel gewandert und Nachtwanderung gemacht, auch geschwommen, und Stadtrally und Schnitzeljagd.
Tageswanderung und Nachtwanderung
Tageswanderung waren wir gemeinsam gewandert in anderen Dörfern und Städten, um zurecht zu kommen, um auf den Weg zum anderen Dorf zu kommen, sind wir durch Wälder und Felder und durch Abkürzung durch Kuhweiden. Und durch Bäche, da hatten wir die Wanderschuhe ausziehen müssen und Socken. Wir hatten uns nach der Sonne und nach Windrichtung und Wolken und wenn es einen Bach und Flüsse gab, auch. Und das auch wieder zurück, den selben Weg, so wüssten wir, wo wir her kamen. Dann hatten wir auch einen Pause an einem Tag gemacht um den nächste Nachtwanderung zu machen.
Bei der Nachtwanderung hatten wir Glück gehabt, der Himmel war klar, so dass die Sterne und der Mond zu sehen war, so dass wir uns danach richten konnten auf dem Weg ohne Taschenlampe, und hatten gelernt, wie wir im Dunkel zurecht kamen, wir hatten auch Glühwürmchen gesehen. Wir waren auf dem weg geblieben und einen Rundgang gemacht.
So hatten wir erfahren, wie es im Dunkel war, was wir als Großstädter nie erleben konnten.
Stadtrally und Schnitzeljagd
Stadtrally war ein Erkundungsspiel mit Aufgaben, mit Fragen, manchmal unmöglichen Sachen und auch witzigen Aufgaben, zum Beispiel: Finde ein winziges Paar Schuhe, oder auch für 1 Pfennig ein Gummibärchen, oder auch das kleinste Handtuch, oder sogar eine Fassbrause aus der Dose? Und das in 5 Gruppen aufgeteilt in der Stadt, je eine Gruppe in verschiedene Orte und verschiedenen Aufgaben, und was möglich war, das auch mitbringen. Wer das meiste mitbrachte hatte gewonnen. So hatten wir gelernt, wie man mit anderen Menschen zurecht kommen kann, oder im Laden erwerben.
(…) Am Abend hatten wir am Lagerfeuer auch gesungen. Dann am Tag wo das Urlaubszelten vorbei war, hatten wir gemeinsam wieder abgebaut.
(Ulrich H. Briehn)