UNSER ANFANG
Am Anfang war das Urknäuel. Ein dickes Knäuel aus Strickliesel-Schnüren. Eine mit Hingabe betriebene Handarbeit. Sie ruhte zunächst in der Wohnung einer jungen Frau, Simona Rückert. Sie arbeitet leidenschaftlich mit der Strickliesel und lebt in einer Wohn-Einrichtung für Menschen mit Behinderung in Sankt Augustin.
Sie findet es gut, dass ihre Handarbeit nun von anderen Menschen wahrgenommen wird. Sie gab damit den Anstoß zu unserem Bündnis und seinen Aktionen. Wolle verbindet. Echt Handarbeit für Vielfalt und Inklusion!
UNSER BÜNDNIS
Katrin Wüst, Pfarrerin in der Pfarrstelle für Behindertenarbeit in Sankt Augustin, und Wolf Clüver, Pfarrer für Inklusive Gemeindearbeit in Mönchengladbach, haben Simona Rückerts Faden aufgenommen. Zusammen mit anderen Kirchenleuten wurde daraus das Bündnis WIR wollen VIELFALT, ein Rahmen für unterschiedliche sozial-kreative Aktionen.
Viele davon sind inspiriert durch die Remscheider Textil-Künstlerin Ute Lennartz-Lembeck. Das Tipi-Projekt, zum Beispiel. WIR wollen VIELFALT ist ein inklusives Netzwerk geworden.
UNSERE AKTIONEN
Die erste Aktion, das Strickliesel-Projekt, startete mit einem Facebook-Aufruf. Für den Deutschen Evangelischen Kirchentag 2013 in Hamburg haben wir Strickliesel-Schnüre gesammelt: Aus 10 Kilometern Schnur sollten Wollschleifen für individuelle Anstecker werden. Am Ende waren es über 11 Kilometer, und 37.500 Menschen haben beim Kirchentag mit einem Strickliesel-Anstecker gezeigt: „WIR wollen VIELFALT!“
Es folgte im Sommer 2013 der Aufruf „1000 Quadrate für ein Zelt, das Begegnung schafft“. Am Ende kamen fast 4000 Stück zusammen, genug für drei Tipis. Sie waren vom Frühjahr 2014 bis Ende 2015 im Rheinland auf Tournee.
Im Herbst 2013 öffnete für drei Tage eine große „Wollwerkstatt“ im Pädagogisch-Theologischen Institut in Bonn. Menschen mit und ohne Behinderung arbeiteten mit dem Material Wolle zum Thema Vielfalt. Dort startete die Aktion Straßenstrick, dort entstand der Film Wer bin ich? und es gab eine Schreibwerkstatt mit der Düsseldorfer Künstlerin Sabine Lucke. Schreibwerkstätten oder Wort-Ateliers gehören zu unseren Partnerprojekten.
Zum Deutschen Evangelischen Kirchentag 2015 in Stuttgart sind wir mit mehreren Tausend „Vielfaltern“ – gehäkelten, gestrickten oder gefilzten Schmetterlingen – „eingeflogen“. Ein Wäschebändchen mit der Aufschrift „wir-wollen-vielfalt.de“ hing an jedem der Vielfalter – Werbung für Vielfalt und Inklusion.
Im Herbst 2016 startete die Aktion „zusammen : nähen – Schlüsselbänder für eine offene Gesellschaft“, mit der wir im darauf folgenden Jahr auf dem Kirchentag in Berlin waren.
Seit 2017 gibt es einen weiteren Bündnispartner von WIR wollen VIELFALT, den Fachbereich Inklusive Seelsorge im Zentrum Gemeinde und Kirchenentwicklung der Evangelischen Kirche im Rheinland mit Sitz in Wuppertal. Mit dem Fachbereich zusammen entstand eine besondere Aktion – sozialästhetisch, wie alle bisherigen Aktionen, aber ohne textiles Material im Mittelpunkt: Erzähl mir von der Seele.
Viel falten für die Vielfalt war angesagt, als wir den Kirchentag 2019 in Dortmund besuchten. „Nur viele Falten halten“ war das Motto, unter dem sich die Kirchentagsgäste einen Trinkbecher aus gewachstem Baumwollstoff falten konnten. Vielfalt, Nachhaltigkeit und Inklusion – beim gemeinsamen Tun gab es zahllose Gespräche über diese Themen. Und das Beste: Unsere Mitwirkenden, die erkennbar mit Behinderungserfahrung leben, haben den Gästen erklärt, wie es geht. Das war Inklusion praktisch, und für beide Seiten eine wunderbare Erfahrung.